
Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung sind zentrale Themen. Auch in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft wird es immer wichtiger, effiziente Prozesse zu etablieren, die sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile bieten. Ein erfolgreicher Weg, Nachhaltigkeit in diesem Sektor zu fördern, ist die Implementierung effektiver Energiemanagementsysteme (EnMS) und Umweltmanagementsysteme (UMS). Gemäß des neuen Energieeffizienzgesetzes (EnEfG) müssen Unternehmen ab Juli 2025 mit einem Jahresendenergieverbrauch von mehr als 7,5 GWh ein Energie- bzw. Umweltmanagementsystem einführen. Hier können Standards helfen. Bewährte Modelle sind das Umweltmanagement-Gütesiegel der Europäischen Union „Eco-Management and Audit Scheme“ (EMAS), sowie die internationale Umweltmanagementnorm ISO 14001 und die internationale Energiemanagementnorm ISO 50001.
Was bedeutet EMAS?
EMAS ist ein von der Europäischen Union eingeführtes Gemeinschaftssystem für Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung der Europäischen Union, welches 2025 in Deutschland sein 30-jähriges Bestehen feiert. Es unterstützt Unternehmen und Organisationen aller Betriebsgrößen dabei, ihre Umweltziele zu erreichen, gleichzeitig die betrieblichen Abläufe effizienter zu gestalten, umweltbezogene Risiken zu minimieren und dies durch eine unabhängige Bestätigung von einen zugelassenen Umweltgutachter nachzuweisen. EMAS ist ein freiwilliges europäisches Umweltmanagementsystem für alle Unternehmen, die ihre Umweltleistung kontinuierlich verbessern und transparent darüber berichten wollen. Es integriert die Anforderungen der ISO 14001, einer weltweit anerkannten Norm für Umweltmanagementsysteme, und geht darüber hinaus, indem es auch eine verpflichtende Umweltprüfung sowie eine transparente Umwelterklärung umfasst.

Was bedeutet ISO 50001?
Die 2011 veröffentlichte DIN EN ISO 50001 ist eine internationale Norm für die Anforderungen zur Einführung, Verwirklichung, Aufrechterhaltung und Verbesserung eines EnMS. Sie bietet Unternehmen und Organisationen einen systematischen Ansatz zur kontinuierlichen Verbesserung ihrer Energieeffizienz, zur Reduzierung des Energieverbrauchs und zur Senkung von Energiekosten.

Anforderungen an ein Energiemanagementsystem und ein Umweltmanagementsystem
Die allgemeinen Anforderungen an ein EnMS und ein UMS sind klar definiert und bieten einen strukturierten Rahmen für Unternehmen, ihre ökologischen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen:
Energiemanagement:
Ein Energiemanagementsystem (z. B. nach der Norm ISO 50001) unterstützt Unternehmen bei der kontinuierlichen Überwachung des Energieverbrauchs, dem Identifizieren von Einsparpotenzialen sowie der Auswahl und Implementierung von Energiesparmaßnahmen. Ziel ist es, den Energieverbrauch zu senken und gleichzeitig die Energieeffizienz zu steigern.
Umweltmanagement:
EMAS und ISO 14001 unterstützen Unternehmen dabei, ihre Umweltaspekte zu identifizieren, deren mögliche Umweltfolgen zu bewerten und Maßnahmen zur Reduzierung negativer Einflüsse einzuleiten. Dies umfasst unter anderem die Steigerung der Energieeffizienz sowie die Reduktion von Abfällen und Emissionen.
Dokumentation und Berichterstattung:
Die regelmäßige Dokumentation der Umwelt- und Energieziele sowie deren Fortschritte ist eine wesentliche Anforderung bei der Implementierung solcher Managementsysteme. Unternehmen müssen ihre Fortschritte transparent machen, insbesondere in Bezug auf ihre Umweltbelastungen und Energieeinsparungen. Im Rahmen von EMAS wird zudem eine Umwelterklärung erstellt, die öffentlich zugänglich gemacht werden muss.
Management und kontinuierliche Verbesserung:
Sowohl im EnMS als auch im UMS wird eine strukturierte Planung, Durchführung, Überprüfung und Anpassung gefordert, um eine kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistung sicherzustellen. Hierzu gehören regelmäßige Audits und Bewertungen des Systems.
Umsetzung eines wirksamen Energie- und Umweltmanagements in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft
Aus den deutschlandweit über 1000 EMAS-zertifizierten Organisationen kommen bereits 38 Organisationen mit 108 Standorten aus dem Gesundheitswesen und 13 Organisationen mit 162 Standorten aus dem Sozialwesen1. Die Sozial- und Gesundheitswirtschaft ist besonders durch hohe Betriebskosten, insbesondere im Bereich Energie und Ressourcen, geprägt. So bietet eine nachhaltige Ausrichtung dieser Branche großes Potenzial für Effizienzsteigerungen.
Der Implementierungsprozess eines Energie- und Umweltmanagementsystems erfordert praxisnahe und pragmatische Ansätze:
Energie- und Ressourcenanalyse: Der erste Schritt besteht in einer gründlichen Analyse des aktuellen Energie- und Ressourcenverbrauchs. Hierzu gehört das Sammeln von Daten zu Stromverbrauch, Heizenergie, Wasserverbrauch und Abfallproduktion. In vielen Einrichtungen des Gesundheitssektors, wie etwa Kliniken oder Pflegeheimen, gibt es oft große Potenziale für Energieeinsparungen, etwa durch den Einsatz energieeffizienter Geräte oder Heizsysteme.
Energiesparende Technologien und Innovationen: Ein entscheidender Faktor zur Reduktion des Energieverbrauchs sind Investitionen in energieeffiziente Technologien. Dies kann vom Einsatz von LED-Beleuchtung, der Installation von Photovoltaikanlagen auf Dächern, Nutzung von Abwärme, bis hin zur Modernisierung der Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen reichen. In der Gesundheitswirtschaft sind solche Investitionen aufgrund des 24/7-Betriebs besonders wertvoll.
Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeiter*innen: Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Schulung der Mitarbeiter*innen in Bezug auf den Umgang mit Energie und Ressourcen. Gerade in Einrichtungen der Sozial- und Gesundheitswirtschaft, wo viele Menschen mit unterschiedlichen Aufgaben arbeiten und Klienten mit verschiedenen Bedürfnissen unterstützt werden, können bereits einfache Verhaltensänderungen (z. B. das Abschalten von Geräten, Lichtsensoren, oder das Vermeiden von Standby-Modi) signifikante Einsparungen erzielen.
Nachhaltige Beschaffung: Um die Umweltleistung weiter zu steigern, können Organisationen in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft auch ihre Beschaffung nachhaltiger gestalten. Dies bedeutet, auf umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen zu setzen, wie etwa auf energieeffiziente Medizinprodukte oder auf recycelbare Materialien im Bauwesen.
Kreislaufwirtschaft und Abfallreduktion: Der Abfallmanagementprozess in sozialen und gesundheitlichen Einrichtungen ist ein weiteres Handlungsfeld. Die Implementierung von Recyclingprogrammen, die Vermeidung von Einwegprodukten und die Reduzierung von Abfall durch Wiederverwendung und Wiederaufbereitung können signifikante ökologische Vorteile bieten.
Vorteile für Unternehmen durch nachhaltige Energie- und Umweltmanagementsysteme
Die EMAS- oder ISO-Zertifizierung und der Implementierung eines Energie- und Umweltmanagementsystems bietet zahlreiche Vorteile für Unternehmen, insbesondere in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft:
Mehr Klimaschutz: Der Klimaschutz zählt zu den zentralen und drängendsten Herausforderungen unserer Zeit. Im Zuge Ihrer Zertifizierung werden Daten zu Emissionen und Energieverbrauch erfasst und analysiert, wodurch Treibhausgasbilanzen erstellt werden können. Dies ermöglicht die Identifikation von Einsparpotenzialen, die sich vorteilhaft auf Emissionen, Kosten, Energieeffizienz und den CO₂-Fußabdruck auswirken.
Ressourcen- und Kostenreduktion: Durch die effiziente Reduktion des Energieverbrauchs und die Optimierung von Ressourceneinsatz und Abfallmanagement können Betriebskosten signifikant gesenkt werden. Dies wirkt sich direkt auf die Rentabilität und die Effizienz des Unternehmens aus.
Image und Wettbewerbsfähigkeit: Nachhaltigkeit wird zunehmend zu einem entscheidenden Kriterium bei der Wahl von Dienstleister*innen und Partner*innen. Unternehmen, die ihre Umweltverantwortung aktiv wahrnehmen, verbessern ihr Image und können sich so von Mitbewerbern abheben.
Rechtliche Compliance: In vielen Ländern gibt es zunehmend gesetzliche Anforderungen im Bereich der Umwelt- und Energiemanagement. Unternehmen, die freiwillig ein EMAS- oder ISO 50001-zertifiziertes System implementieren, sind bereits gut auf künftige regulatorische Anforderungen vorbereitet. So zeigen bspw. die Anforderungen von EMAS starke Übereinstimmungen zu den Standards der Nachhaltigkeitsberichterstattung (ESRS) der für viele Unternehmen künftig verpflichtenden Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD).
Nachhaltigkeitsberichterstattung: EMAS und ISO fördern die Transparenz durch die Erstellung von zertifizierten Umweltberichten, die für Stakeholder und die Öffentlichkeit zugänglich sind. Diese Berichterstattung ist nicht nur eine Reaktion auf gesetzliche Anforderungen, sondern hilft Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsstrategien proaktiv zu kommunizieren.
Mitarbeiter*innenbindung und -gewinnung: Die Beteiligung der Mitarbeitenden wird gefördert. Dies stärkt die Identifikation der Beschäftigten mit dem Unternehmen, indem es Entscheidungsstrukturen, Verbesserungsprozesse und eine nachhaltiges Arbeitsumfeld unterstützt. Zudem spricht ein Unternehmen, das aktiv auf Nachhaltigkeit setzt, nicht nur umweltbewusste Kunden an, sondern auch potenzielle Mitarbeiter*innen, die in einem verantwortungsvoll geführten Unternehmen arbeiten möchten.
Fazit
Die Implementierung eines effektiven Energie- und Umweltmanagementsystems, wie es durch EMAS oder ISO 50001 unterstützt wird, ist für die Sozial- und Gesundheitswirtschaft nicht nur ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit, sondern auch ein strategischer Vorteil. Mit effizienten Prozessen können Ressourcen geschont, Kosten gesenkt und gleichzeitig ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden. Der Weg zu einer nachhaltigeren Zukunft erfordert dabei nicht nur technische Innovationen, sondern auch eine ganzheitliche Unternehmenskultur, die kontinuierliche Verbesserung und Verantwortung für die Umwelt in den Mittelpunkt stellt.
Wie Sie ein Energie- und Umweltmanagementsystem in Ihrer Organisation wirksam umsetzen, können Sie in unserem praxisorientierten Seminar erfahren. Melden Sie sich unter folgendem Link an: „Eco-Management and Audit Scheme (EMAS) – Effiziente Umsetzung von Energie- und Umweltmanagement in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft“ (Webinar, 04/2025) – SozialGestaltung
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Wibke Berlin
Leitung Nachhaltigkeit und Innovation
E-Mail: w.berlin@sozialgestaltung.de