Fachkräftemangel in der Pflege - SozialGestaltung

Fachkräftemangel in der Pflege

Eine Chance in der Krise?

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Wie groß der Einfluss der Corona-Krise auf die Wirtschaft sein wird und wie lange wir uns mit den Auswirkungen werden beschäftigen müssen, kann derzeit noch niemand konkret absehen. Fakt ist jedoch, dass die Corona-Pandemie eine massive Bedrohung für die deutsche Volkswirtschaft darstellt. Lange waren branchenübergreifend nicht mehr so viele Arbeitsplätze in Gefahr. Gleichzeitig ist die Erkenntnis, dass unsere Gesellschaft auf bestimmte Berufsgruppen gerade in Krisensituationen stärker angewiesen ist als auf andere, besonders präsent. Dies könnte nachhaltig zu einer allgemeinen Aufwertung des Pflegeberufes (und anderer sozialer Berufsfelder) beitragen. So ist es gut möglich, dass in Zeiten unsicherer Wirtschaftslagen die Berufe in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft wieder stärker nachgefragt werden, da sie als „krisensichere“ und zukunftsweisende Arbeitsplätze wahrgenommen werden. Der Bedarf in der Pflege ist jedenfalls immens.

Das Rothgang-Gutachten veranschaulicht den personellen Mehrbedarf

Bereits vor der Corona-Krise war der Fachkräftemangel in vollstationären Pflegeeinrichtungen eklatant. Im Februar 2020 veröffentlichte Prof. Heinz Rothgang von der Universität Bremen im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums ein Gutachten zur Personalbemessung in der Langzeitpflege. Es führte zu dem Ergebnis, dass die Zahl der Pflegekräfte bundesweit um 36% erhöht werden müsse. Folglich fehlen etwa 120.000 Pflegekräfte in der vollstationären Pflege. Im Fachkräftebereich sieht das Gutachten jedoch nur einen sehr geringen Mehrbedarf von rund 3,5%. Vielmehr herrsche der überwiegende Bedarf im Assistenzkräftebedarf: Rothgang sieht hier einen Mehrbedarf von etwa 69%.

Die kurz- und langfristigen Auswirkungen der Corona-Krise

In Zeiten der Corona-Pandemie sehen sich Pflegeeinrichtungen mit einer akut nochmals zugespitzten Personalsituation konfrontiert. Große Träger sind hier klar im Vorteil, da sie Mitarbeiter in einem Pool bündeln und somit flexibel in denjenigen Einrichtungen einsetzen können, in denen der Bedarf am höchsten ist.

Um die Versorgung in vollstationären Einrichtungen aufrechtzuerhalten, kann aktuell von den gesetzlichen und vertraglichen Vorgaben wie Rahmenbedingungen zur Personalausstattung abgewichen werden. Gemäß des COVID-19-Krankenhausentlastungsgesetzes können Pflegeeinrichtungen ihren Betrieb auch dann weiterhin aufrechterhalten, wenn weniger Pflegefachkräfte, als gesetzlich vorgesehen, zur Arbeit kommen können. Die Vergütung der Heime wird dadurch nicht gekürzt. Ebenso ist die Fachkraftquote vorübergehend nur von eingeschränkter Relevanz. Durch die reduzierten Personalvorgaben ist es möglich, selbst Mitarbeitende mit geringer oder keiner nachgewiesenen Qualifikation in der Pflege einzusetzen.

Diese Akut-Maßnahmen könnten sich nachhaltig und langfristig auf die Personalgewinnung auswirken. Wenn es gelingt, Mitarbeitende während der Krise zu akquirieren und diese an die Pflege- und Gesundheitsunternehmen zu binden, besteht eine große Chance, sie gegebenenfalls nach überstandener Pandemie nachhaltig im Unternehmen weiter zu beschäftigen. Bei der Vielzahl der Arbeitsangebote können sie sich ihren/ihre (potenziellen) Arbeitgeber*in jedoch aussuchen – das gilt auch für Hilfskräfte. Längst bewerben sich Arbeitgeber*innen in der Pflege bei den Arbeitnehmerinnen und -nehmern und nicht umgekehrt.

Die Positionierung als attraktiver Arbeitgeber*in ist wichtiger denn je

Gestärkt aus der Krise (auch im Hilfskräftebereich) werden daher diejenigen Pflegeunternehmen hervorgehen, die es schaffen, sich als attraktiver Arbeitgeber*in zu positionieren. Auf diese Weise können sie neue Mitarbeiter*innen gewinnen und vorhandene Kräfte an ihr Unternehmen binden.

Wie das eigene Unternehmen in der Sozialwirtschaft im Hinblick auf die Arbeitgeberattraktivität im Wettbewerbsvergleich aufgestellt ist und welche Maßnahmen durchgeführt werden können, um die Personalgewinnung und -bindung langfristig, auch nach der Krise, zu erhöhen, ist eine der Beratungsleistungen des Kompetenzzentrums Sozialwirtschaft der SozialGestaltung GmbH.

Sprechen Sie uns gerne jederzeit an. Wir sind auch während der Krise vollumfänglich für Sie da.

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Die Autorin

Britta Klemm ist Leiterin des Kompetenzzentrums Sozialwirtschaft der SozialGestaltung GmbH.