Wesentlichkeitsanalyse als Basis in der Nachhaltigkeitsberichterstattung - SozialGestaltung

Wesentlichkeitsanalyse als Basis in der Nachhaltigkeitsberichterstattung

Die Wesentlichkeitsanalyse ist der Schlüssel für eine zielgerichtete Nachhaltigkeitsberichterstattung in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft.

Bild Wesentlichkeitsanalyse

Ab dem Berichtsjahr 2025 werden viele Unternehmen und Organisationen in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft dazu verpflichtet sein, Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen. Diese Berichterstattung verlangt zunehmend nach Transparenz und Nachvollziehbarkeit der bereitgestellten Informationen. Doch welche Informationen müssen genau erhoben werden? Es ist entscheidend, die wesentlichen Kriterien zu filtern, um die relevanten Kennzahlen und Maßnahmen abzuleiten. Um diese Herausforderung anzugehen, ist die systematische Perspektive der (doppelten) Wesentlichkeitsanalyse essenziell.

Am 5. Januar 2023 trat die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU in Kraft, wodurch auch viele Unternehmen der Sozial- und Gesundheitswirtschaft verpflichtet sind, ab dem Geschäftsjahr 2025 Nachhaltigkeitsberichte zu veröffentlichen. Ein zentraler Bestandteil dieser Berichterstattung sind die European Sustainability Reporting Standards (ESRS), die die erforderlichen Informationen für Nachhaltigkeitsberichte definieren. Diese Standards beziehen sich auf drei Bereiche, die als ESG-Kriterien bekannt sind: Umwelt (Environment – E), Soziales (Social – S) und Unternehmensführung (Governance – G). Die Durchführung einer Wesentlichkeitsanalyse ist ein obligatorischer und wesentlicher Schritt innerhalb der ESG-Berichtsanforderungen. Für tiefere Einblicke in die Nachhaltigkeitsberichterstattung und praktische Hilfestellungen für die Umsetzung freuen wir uns über Ihre Teilnahme bei unserem 7-teiligen Webinar Nachhaltigkeit in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft

Der Fokus auf das wesentliche ist entscheidend für ein erfolgreiches Nachhaltigkeitsmanagement

Bei der Betrachtung von Nachhaltigkeitsthemen ist es entscheidend, den Fokus auf die wesentlichen Themen zu fokussieren. Unsere Erfahrungswerte zeigen, dass viele Unternehmen häufig Nachhaltigkeitsinitiativen starten, jedoch oft die Struktur und den roten Faden verlieren, da ihnen die systematische Perspektive der Wesentlichkeitsanalyse fehlt. Die Relevanz von Nachhaltigkeit im Unternehmen zeigt sich spätestens bei der Betrachtung von Risikofaktoren bei fehlender Nachhaltigkeit. Dabei steht nicht nur die Investitionsfähigkeit auf dem Spiel, ebenso droht der Verlust von Reputation und es können erhöhte Kosten durch den Fehleinsatz von Ressourcen entstehen.

Die Ergebnisse der Wesentlichkeitsanalyse ermöglichen es Unternehmen, relevante Ziele abzuleiten, pragmatische Maßnahmen zu implementieren, diese messbar zu evaluieren und ein strategisches Nachhaltigkeitsmanagement im Unternehmen zu etablieren. Wie immer ist das richtige Maß das Ziel.

Doppelte Wesentlichkeitsanalyse: Identifikation und Bewertung von relevanten Nachhaltigkeitsthemen, Quelle: Eigene Darstellung

Die Wesentlichkeitsanalyse bestimmt, welche ESG-Kriterien für ein Unternehmen wesentlich sind und daher der Berichtspflicht gemäß der CSRD unterliegen. Hierbei ist ein ganzheitlicher Blick gefordert, der sowohl nach innen (Outside-in-Perspektive oder “Finanzielle Wesentlichkeit”) als auch nach außen (Inside-out-Perspektive oder “Ökologische & soziale Wesentlichkeit”) gerichtet ist. Dies bezeichnet man auch als “Doppelte Wesentlichkeitsanalyse“.

Bei der finanziellen Wesentlichkeit müssen Unternehmen alle externen Nachhaltigkeitsauswirkungen berücksichtigen, die sich auf ihre zukünftige Rentabilität auswirken könnten. Externe Nachhaltigkeitsfaktoren sind beispielsweise gesetzliche Vorgaben für Nachhaltigkeit, Anpassungskosten an den Klimawandel sowie Rohstoffverfügbarkeit und -preise.

Bei der ökologischen und sozialen Wesentlichkeit werden die Auswirkungen der Unternehmenstätigkeit auf das Umfeld berücksichtigt, also auf die Umwelt, Menschen und die Gesellschaft. Hierunter fallen beispielweise Treibhausgasemissionen, Luftverschmutzung oder auch Arbeitnehmerrechte.

Konkret bedeutet die Anwendung der Wesentlichkeitsanalyse, dass signifikante Sachverhalte und relevante Informationen in Bezug auf Auswirkungen, Risiken und Chancen (Impact, Risk, Opportunities – IRO) in den ESG-Bereichen identifiziert werden. Die Bewertung schließt dabei nicht nur das eigene Unternehmen, sondern die gesamte Wertschöpfungskette einschließlich der vor- und nachgelagerten Bereiche mit ein. Das Ergebnis der doppelten Wesentlichkeitsanalyse ist die Auflistung der relevanten ESG-Kriterien, priorisiert in einer Matrix.

Wesentlichkeitsmatrix für Nachhaltigkeitsthemen am Beispiel einer Pflegeeinrichtung, Quelle: eigene Darstellung

Im nächsten Schritt ist das Unternehmen dazu verpflichtet, die IRO im Rahmen der ESRS-Anforderungen offenzulegen und auf Grundlage der priorisierten ESG-Kriterien dazugehörige Daten zu erheben. Themen, die im Zuge der Wesentlichkeitsanalyse als nicht relevant für das Unternehmen eingestuft worden sind, müssen dabei nicht berichtet werden. Das gilt nicht für den ESRS 2, welcher der einzige Standard ist, der nicht der Wesentlichkeitsprüfung unterliegt und umfassend berichtet werden muss.

Der Schlüssel für nachhaltigen Erfolg ist die frühzeitige Vorbereitung

Unternehmen sollten sich frühzeitig und umfassend mit den ESRS-Anforderungen vertraut machen, unabhängig davon, ob sie zur Berichterstattung verpflichtet sind oder nicht. Selbst für nicht berichtspflichtige Unternehmen, die aus eigenem Antrieb strategische Nachhaltigkeitsziele verfolgen, ist die Auseinandersetzung mit diesen neuen Anforderungen von entscheidender Bedeutung. Diese Aufgabe sollte nicht isoliert vom Nachhaltigkeitsmanagement bewältigt werden, sondern erfordert die enge Zusammenarbeit aller wichtigen Akteure und Prozessverantwortlichen im Unternehmen. Nur durch eine solche Zusammenarbeit können die notwendigen Daten optimal erfasst und kontinuierlich verbessert werden. Ein frühzeitiger Beginn der Datenerfassung und die Auswahl eines geeigneten methodischen Ansatzes sind daher von größter Bedeutung. Hierbei kann eine effektive Unterstützung durch eine geeignete Software erfolgen.

Weiterführende Informationen:

Whitepaper Wesentlichkeitsanalyse

www.sozialenergie.de

www.sozial-nachhaltig.de

Sie haben Fragen? Dann kontaktieren Sie uns gern:

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Wibke Berlin

Leitung Nachhaltigkeits- und Innovationsberatung 

E-Mail: w.berlin@sozialgestaltung.de

 

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Mona Hüttermann
Research, Fachexpertise rechtliche Rahmenbedingungen

E-Mail: m.huettermann@sozialgestaltung.de